BU: viastore hat das Hochregallager von JRS um zwei Gassen ergänzt und die vorhandenen Gassen verlängert. So konnte das Unternehmen die Zahl der Palettenstellplätze mehr als verdoppeln. Foto: viastore

JRS, J. Rettenmaier & Söhne, hat sein Hochregallager in Rosenberg umfassend modernisiert, um die Lagerkapazität zu verdoppeln und die Lieferfähigkeit weiter zu optimieren. Als weltweit führender Hersteller funktionaler Pflanzenfasern beliefert das Unternehmen zahlreiche Branchen mit innovativen Faserprodukten – von Baustoffen über Lebensmittel bis hin zur Heimtierhygiene. Die Optimierung der Logistik war ein essenzieller Schritt, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.

Maßgeschneiderte Logistik für vielfältige Kundenanforderungen

Die Logistik bei JRS ist hochgradig individuell, da das Unternehmen Kunden mit unterschiedlichsten Verpackungs- und Lieferformaten bedient. Während einige Großkunden ihre Pflanzenfaserprodukte als Schüttgut in Big-Bags erhalten, benötigen andere spezielle Mischpaletten in exakt abgestimmten Mengen und Verpackungen. Simon Wagner, Logistikleiter bei JRS, betont, dass die Logistik ein wesentlicher Bestandteil der Positionierung beim Kunden sei. Versorgungssicherheit und eine anpassungsfähige Warenbereitstellung seien entscheidende Faktoren.

Am Hauptsitz in Rosenberg fungiert das zentrale Logistik-Drehkreuz als Sammel- und Verteilpunkt für alle hergestellten Waren. Laut Michael Wettinger, Produktionsleiter Cellulose bei JRS, lagern hier sämtliche Produkte, die die Unternehmensgruppe weltweit produziert. Dies ermögliche eine effiziente Kommissionierung und flexible Lieferkonzepte, da fast jeder ausgehende Lkw Mischladungen transportiere. Zudem verwaltet das Logistikteam in Rosenberg die Bestände der Zweigwerke.


Weitere Informationen zum Thema Lagerlogistik: Retrofit für das KASTO UNIGRIP: Lieferfähigkeit langfristig sichern


Modernisierung des Hochregallagers: Mehr Kapazität und Leistung

Das ursprünglich 2010 von viastore errichtete Hochregallager stellte lange Zeit das Rückgrat der Logistik dar. Mit der Erweiterung wurde die Anzahl der Palettenstellplätze signifikant erhöht, um das steigende Auftragsvolumen effizient abzuwickeln. Wettinger berichtet, dass zunächst eine neue Halle für die Bodenlagerung errichtet wurde. 2020 fiel die Entscheidung, das bestehende Hochregallager mit seinen rund 13.000 Palettenstellplätzen zu vergrößern.

Anstatt nur die vorhandenen Gassen zu verlängern – was die Fahrzeiten der Regalbediengeräte erhöht und den Durchsatz senken würde – entschied sich viastore für eine leistungsfähigere Lösung: Die Erweiterung um zwei zusätzliche Gassen. Ralph Görlich, Senior Kundenberater Retrofit bei viastore, erläutert, dass durch diese Maßnahme längere Fahrzeiten kompensiert und der Materialfluss sichergestellt werden konnte. Zudem wurde die vorgelagerte Fördertechnik erweitert, um die gesteigerte Leistung der neuen Gassen zu integrieren. Eine technische Besonderheit stellte die Implementierung eines Bypass-Systems dar, das sicherstellt, dass jeder der sieben Verladebahnhöfe auch dann versorgt wird, wenn die reguläre Förderstrecke blockiert ist.


Weitere Informationen zum Thema Lagerlogistik: Dematic präsentiert KI-gesteuerten Control Tower auf der GTC 2025 in Kalifornien


„Das Projekt bei Rettenmaier enthielt tatsächlich alle Facetten, die unser
Retrofit-Portfolio bietet.“

Swen Mantel, Direktor Retrofit bei viastore

Soft- und Hardware-Upgrade für mehr Effizienz

Parallel zur mechanischen Modernisierung erfolgte eine umfassende Erneuerung der Steuerungssoftware und Lagerverwaltungssysteme. Vor der Erweiterung analysierte viastore die bestehende Anlagentechnik, um veraltete Komponenten zu identifizieren. Unter anderem wurden veraltete Bedienterminals ersetzt, neue Sensorik für eine präzisere Wegmessung installiert und die Steuerung der Regalbediengeräte optimiert. Wettinger erklärt, dass Scanner nun Plausibilitätskontrollen durchführen, um sicherzustellen, dass die korrekte Palette eingelagert wird.

Ein zentrales Element des Retrofits war zudem der Wechsel auf das moderne Warehouse Management System (WMS) viadat 9. Zuvor hatte JRS die Lagerprozesse mit einer älteren Systemversion verwaltet, die keine Updates mehr erhielt. Laut Wettinger wurde viadat 9 bereits im Hochregallager genutzt und nun als zentrales Lagerverwaltungssystem implementiert. Das neue WMS ist sowohl für manuelle als auch für automatisierte Lager geeignet und bietet über 2.500 Standardfunktionen, die sich individuell anpassen lassen. Christian Wagner, Chief Information Officer bei JRS, ergänzt, dass das System die meisten logistischen Prozesse der JRS-Standorte im Standard erfülle.


Weitere Informationen zum Thema Lagerlogistik: Neues Distributionszentrum für TJ Morris: WITRON erhält Großauftrag für Standort Doncaster


Schrittweise Umsetzung ohne Betriebsunterbrechung

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Projekts war die kontinuierliche Lieferfähigkeit während der Umbauarbeiten. Wagner hebt hervor, dass die gesamte Zeit über die Lieferfähigkeit garantiert sein musste. Um den laufenden Betrieb nicht zu stören, wurde das Retrofit-Projekt in zahlreiche kleine Einzelschritte unterteilt. Zunächst wurden die zwei neuen Lagergassen errichtet und in Betrieb genommen. Erst danach erfolgte die schrittweise Modernisierung der bestehenden fünf Hochregalgassen, jeweils in einem Zwei-Wochen-Rhythmus. Durch diese Strategie konnte JRS sicherstellen, dass jederzeit ausreichend Lagerkapazitäten verfügbar blieben.

Präzise Vorab-Tests sichern reibungslosen Betrieb

Um eine fehlerfreie Implementierung zu gewährleisten, setzte viastore auf umfangreiche Vorab-Tests. Swen Mantel, Direktor Retrofit bei viastore, betont die Bedeutung von Vorab-Tests bei derartigen Projekten. Während Softwarelösungen relativ flexibel umgestellt werden könnten, müsse die mechanische Technik vom ersten Tag an fehlerfrei funktionieren. Durch den Einsatz eines firmeneigenen Teststands wurden sämtliche Automatisierungskomponenten vor der Installation überprüft. Zusätzlich wurden fördertechnische Anlagen in einer digitalen Simulation, einem sogenannten digitalen Zwilling, getestet. Mantel erklärt, dass beim Einbau der Fördertechnik dieses virtuelle Modell lediglich mit der Ist-Situation abgeglichen werden müsse, was am Wochenende vor dem Live-Betrieb geschehen könne.

Globale Expansion und zukünftige Projekte

Nach dem erfolgreichen Retrofit plant JRS, viadat 9 schrittweise an allen internationalen Standorten einzuführen. Wettinger erläutert, dass der standortübergreifende Austausch durch die Nutzung eines einheitlichen Systems erheblich verbessert werde. Dank der Mehrlagerfähigkeit von viadat kann eine Installation mehrere Lager verwalten, auch über verschiedene Länder hinweg. Zudem ermöglicht das System die einfache Anbindung an unterschiedliche ERP-Systeme über standardisierte Schnittstellen.

Auch die Nutzer profitieren vom neuen Warehouse Management System. Die ergonomische Benutzeroberfläche reduziert Fehler und erleichtert die tägliche Arbeit. Wettinger hebt hervor, dass die Benutzeroberfläche von viadat 9 intuitiv aufgebaut sei und eine einfache Datenanalyse ermögliche. Durch individuell konfigurierbare Dashboards sehen Mitarbeiter nur die für sie relevanten Daten, was die Prozesseffizienz weiter steigert.

Zukunftssichere Logistik für weiteres Wachstum

Heute verfügt JRS über ein Hochregallager mit rund 30.000 Palettenplätzen, das bestens für weiteres Wachstum gerüstet ist. Wagner bestätigt, dass alle Projektanforderungen innerhalb des Zeitrahmens umgesetzt wurden. Bereits jetzt sind weitere Modernisierungsmaßnahmen in Planung. Wettinger erklärt, dass viastore ein gut strukturiertes Konzept mit Maßnahmen und Zeitlinien vorgelegt habe. Besonders im Fokus stehen künftige Optimierungen an der Antriebstechnik der Regalbediengeräte.

Mit diesem umfassenden Retrofit hat JRS seine Logistikinfrastruktur entscheidend gestärkt und sich optimal auf die Herausforderungen einer wachsenden Nachfrage vorbereitet.