BU: Über farbige Leuchtanzeigen sieht der Mitarbeiter auf den ersten Blick, welche Paletten zum selben Auftrag gehören, und führt eine Nachverdichtung durch. Foto: Unitechnik

Mit dem Ziel einer effizienten Materialversorgung, eines hohen Automatisierungsgrads und ergonomischer Arbeitsbedingungen hat Wildeboer ein neues Logistikzentrum am Hauptsitz in Weener realisiert. Der Hersteller von Bauteilkomponenten in den Bereichen Brandschutz, Luftverteilung, Gebäudesystemtechnik und Schallschutz setzte das Projekt gemeinsam mit der Unitechnik Systems GmbH um. Entstanden ist ein durchgängig automatisiertes Lagersystem, das nicht wertschöpfende Intralogistikprozesse ersetzt, zusätzliche Montageflächen erschließt und die Grundlage für weiteres Unternehmenswachstum schafft.


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Unternehmensprofil: Wildeboer fertigt Komponenten für technische Gebäudeausrüstung

„Einfach Vertrauen einbauen“ – unter diesem Leitsatz entwickelt das 1939 gegründete Familienunternehmen Wildeboer technische Komponenten „made in Germany“. Mit einer hohen Fertigungstiefe entstehen am Hauptsitz in Weener sowie an den Standorten Laupheim, Lützen und Utrecht Lösungen für den Einsatz in der Gebäudetechnik. In Weener arbeiten über 350 Mitarbeitende auf einer Produktionsfläche von rund 60.000 Quadratmetern.

Herausforderung: Dezentrale Lagerhaltung behindert Materialfluss

Die zuvor dezentral organisierte Lagerstruktur erforderte umfangreiche manuelle Umlagerungen innerhalb der Produktion. Materialien wurden in Zwischenlagern sowie auf Bereitstellflächen in der Fertigung untergebracht. Arne Bröske, Produktionsleiter bei Wildeboer, erläutert:

„Unser Ziel war es, die Funktionsbereiche entlang der innerbetrieblichen Logistik zu zentralisieren, ein konsequentes Ware-zur-Person-Prinzip einzuführen und gleichzeitig eine durchgängige Materialverfolgbarkeit sicherzustellen. Hierfür war die Automatisierung unserer Abläufe essenziell.“

Zentrales Element der Neuplanung war ein automatisiertes Lagersystem, das manuelle Tätigkeiten reduziert und zugleich zusätzliche Flächen für Montageprozesse erschließt.


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Kooperationsmodell: Unitechnik bringt Systemkompetenz in die Feinplanung ein

Nach der Beauftragung eines externen Planungsbüros wurde Unitechnik auf Empfehlung mit der technischen Konzeption und Umsetzung betraut. Grundlage für die Zusammenarbeit waren das tiefgehende Prozessverständnis sowie die herstellerunabhängige, lösungsorientierte Herangehensweise des mittelständischen Integrators. In enger Abstimmung entwickelten Unitechnik und Wildeboer ein modulares Logistikkonzept mit 10.500 m² zusätzlicher Logistikfläche.

Im Fokus standen Skalierbarkeit, Prozesssicherheit und Rückverfolgbarkeit. Neben der sicheren Produktionsversorgung und einem verlässlichen Warenversand bildete das First-in-First-out-Prinzip die Grundlage für das Bestandsmanagement. Zudem wurden Montageprozesse auf mehreren Ebenen direkt angebunden.

Automatisierung als Schlüssel: Reduktion manueller Transportwege

Ein wesentlicher Aspekt des neuen Logistiksystems ist die Reduktion manueller Transporte durch den gezielten Einsatz von Automatisierungstechnik. Die Prozesse im Wareneingang, bei der Kommissionierung und im Versand wurden durch ergonomisch gestaltete, automatisierte Arbeitsplätze neu strukturiert. Ziel ist die Minimierung von Laufwegen und der durchgängige Fluss aller Materialströme innerhalb des Werks.


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Lagertechnik und Steuerung: Hochregallager, Kleinteilelager und fahrerlose Transportsysteme

Das neue Logistikzentrum fungiert als zentrale Materialdrehscheibe bei Wildeboer. Es umfasst:

  • Ein dreigassiges Hochregallager für Europaletten und Gitterboxen mit 9.230 Stellplätzen
  • Ein eingassiges automatisches Kleinteilelager für KLT-Behälter
  • Kombinierte Kommissionierplätze für Paletten- und Behälterwaren

Die gelagerten Rohstoffe, Halbzeuge und Fertigprodukte werden über fahrerlose Transportsysteme (FTS) an und aus der Produktion bewegt. Die FTS wurden von Wildeboer selbst beschafft und basieren auf einem VDA-5050-konformen Flottenmanagementsystem, das eine herstellerunabhängige Nutzung ermöglicht – inklusive zukünftiger Integration autonomer Reinigungsfahrzeuge.

Auftragskonsolidierung reduziert Versandvolumen und verbessert Ressourcennutzung

Wildeboer setzt auf eine softwaregestützte Konsolidierung von Kundenaufträgen zur Optimierung des Versandvolumens. Paletten werden in einem hochdynamischen Puffer zwischengelagert und bei Bedarf automatisch in die Konsolidierungszone überführt. Dort wird nach dem „Pack-by-Light“-Prinzip angezeigt, welche Paletten zu einem Auftrag gehören. Diese Methode reduziert die Anzahl benötigter Ladungsträger, spart Frachtkosten und erhöht die Umweltverträglichkeit. Vor dem Versand werden die Paletten mittels automatischer Wickeltechnik wetterfest verpackt – eine wichtige Anforderung für den Einsatz auf Baustellen.

Qualitätssicherung und digitale Lagerverwaltung mit UniWare

Ein Bestandteil der neuen Logistikinfrastruktur ist eine Palettenprüfanlage, die Maße und Normkonformität jeder eingehenden Europalette kontrolliert. Die gesamte Lagerverwaltung und Fördertechniksteuerung übernimmt die Unitechnik-Software UniWare, die eine durchgängige Überwachung aller Materialflüsse gewährleistet. Marcel Stephan, Intralogistik-Leiter bei Wildeboer, betont:

„UniWare hilft mir dabei, Störungsursachen schnell zu erkennen und abzustellen. Daher ist es für mich ein unverzichtbares Werkzeug auf meinem Notebook.“

Die Anlagenvisualisierung mit stufenlosem Zoom gibt jederzeit Einblick in den Status der Intralogistikprozesse.


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Projektumsetzung unter Pandemiebedingungen

Der Projektstart im Jahr 2019 fiel in die Phase der Corona-Pandemie, was zu Lieferverzögerungen und Planungsanpassungen führte. Die enge Abstimmung aller Beteiligten war daher entscheidend für den Projekterfolg. Arne Bröske resümiert:

„Rechtzeitige Absprachen und eine gut koordinierte Zusammenarbeit waren im gesamten Projektverlauf entscheidend. Umso mehr schätzen wir es, mit Unitechnik einen kompetenten Systemintegrator an unserer Seite zu haben, bei dem die partnerschaftliche Zusammenarbeit durch unkomplizierte Absprachen geprägt war.“

Nachhaltige Partnerschaft: Unitechnik bleibt Ansprechpartner für weitere Entwicklung

Die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Wildeboer und Unitechnik wird auch nach Projektabschluss fortgeführt. Yusuf Kaya, Key Account Manager bei Unitechnik, betont:

„Es ist uns besonders wichtig, auch nach der erfolgreichen Implementierung ein zuverlässiger Ansprechpartner für Wildeboer zu sein.“

Bereits in der Planungsphase wurden Schnittstellen zur Erweiterung der Anlage software- und fördertechnisch vorbereitet. So konnte Wildeboer die Integration fahrerloser Transportsysteme eigenständig umsetzen.

„Als Life-Time-Partner stehen wir unseren Kunden rund um die Uhr zur Verfügung und arbeiten auch nach Projektabschluss weiterhin eng mit den Kunden zusammen, um kontinuierliche Optimierungspotenziale im Lager zu identifizieren und umzusetzen“, so Yusuf Kaya weiter.