BU: Ein erfolgreiches Pilotprojekt im Hafen Rotterdam demonstriert die sichere Schiff-zu-Schiff-Betankung mit Ammoniak – einem kohlenstofffreien Treibstoff. Foto: Hafen Rotterdam / Kees Torn
Am 12. April 2025 wurde im Hafen Rotterdam ein wegweisender Schritt zur nachhaltigen Schifffahrt unternommen: Trammo, OCI und James Fisher Fendercare führten ein Pilotprojekt zur Betankung mit Ammoniak zwischen zwei Schiffen an einem Terminal durch. Dieses Vorhaben markiert einen bedeutenden Meilenstein auf dem Weg zur sicheren und großflächigen Nutzung von Ammoniak als alternativer Schiffstreibstoff. Ammoniak gilt als kohlenstofffreier Energieträger – bei der Verbrennung entsteht kein CO₂. Die ersten Schiffe, die Ammoniak als Bunkerkraftstoff nutzen können, werden für 2026 oder 2027 erwartet.
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Sichere Schiff-zu-Schiff-Betankung mit Ammoniak erfolgreich demonstriert
Im Rahmen des Pilotprojekts wurden 800 Kubikmeter flüssiges Ammoniak bei -33 Grad Celsius von einem Schiff auf ein anderes übertragen. Die eigentliche Schiff-zu-Schiff-Übertragung dauerte etwa 2,5 Stunden und fand an einem neu errichteten Kai im APM-Terminal auf der Maasvlakte 2 statt. Die Demonstration validierte das Sicherheitskonzept des Hafenbetriebs Rotterdam für das Ammoniak-Bunkering und bewies, dass der Prozess sicher und ohne Ammoniakfreisetzung im Hafengebiet durchgeführt werden kann.
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Erfolgreiche Zusammenarbeit für mehr Sicherheit bei Ammoniak-Betankung
Das Projekt wurde unter der Koordination der Hafenbehörde Rotterdam in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern umgesetzt. OCI – Eigentümer und Betreiber des Ammoniakterminals – arbeitete mit Trammo zusammen, das die beiden Tankschiffe mit OCI-Ammoniak bereitstellte. James Fisher Fendercare stellte die technische Ausrüstung und das sicherheitsrelevante Know-how für den sicheren Ablauf der Schiff-zu-Schiff-Betankung bereit. Der Bunkerbarge-Betreiber Victrol unterstützte mit seiner Expertise in der Vorbereitung des Bunkervorgangs. Darüber hinaus begleiteten die Umweltbehörde DCMR, die Sicherheitsregion Rijnmond (VRR) und die Gemeinsame Feuerwehr (GB) das Projekt, um die Einhaltung aller Sicherheitsvorgaben zu gewährleisten.
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Hafeninfrastruktur für die Multi-Fuel-Zukunft: Ammoniak als alternativer Schiffskraftstoff
Der Hafen Rotterdam zählt mit jährlich rund zehn Millionen Tonnen gebunkertem Kraftstoff zu den größten Bunkerhäfen der Welt. Die Hafenbehörde strebt in Zusammenarbeit mit allen Hafenakteuren an, künftig die Betankung aller klimafreundlichen Kraftstoffe – einschließlich Ammoniak – zu ermöglichen und so die nachhaltige Transformation der internationalen Schifffahrt voranzutreiben. Ammoniak hat als alternativer Treibstoff den Vorteil, dass es bei der Verbrennung kein CO₂ freisetzt. Beim aktuellen Pilotversuch wurde graues Ammoniak verwendet, das dieselben chemischen Eigenschaften wie „grünes“ Ammoniak besitzt. In Zukunft soll vor allem kohlenstoffarmes bzw. klimaneutrales Ammoniak eine zentrale Rolle bei der großflächigen Dekarbonisierung des Schiffsverkehrs spielen. Die Voraussetzungen dafür sind günstig: Ammoniak wird bereits heute weltweit produziert, gelagert, transportiert und verteilt – eine etablierte Infrastruktur, die für eine künftige Skalierung des Ammoniak-Bunkerings genutzt werden kann.
Port Readiness Level: Hafen Rotterdam erreicht Stufe 7 für Ammoniak-Bunkering
Um neue Schiffskraftstoffe wie LNG, Methanol oder Ammoniak sicher in bestehende Hafenprozesse zu integrieren, nutzt der Hafen Rotterdam das international etablierte Bewertungsinstrument „Port Readiness Level“. Dieses umfasst alle relevanten Anforderungen an Infrastruktur, Vorschriften, Sicherheitskonzepte und Logistik. Während die Umsetzung für LNG bereits vollständig und für Methanol weitgehend erfolgt ist, konnte der Hafen mit dem aktuellen Ammoniak-Pilotprojekt Stufe 6 abschließen und Readiness Level 7 erreichen.
Damit sind alle sicherheitsrelevanten Verfahren etabliert, die für eine Betankung mit Ammoniak auf Projektbasis notwendig sind. Mit dieser erhöhten Einsatzbereitschaft ist der Hafen Rotterdam gut vorbereitet, um die ersten mit Ammoniak betriebenen Schiffe sicher zu bunkern. Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse und Verfahren sollen künftig auf europäischer Ebene, in anderen Häfen und bei relevanten Stakeholdern verbreitet werden.
EU-Förderung für nachhaltige Innovation: Ammoniak-Bunkering als Teil von MAGPIE
Das Projekt zur Ammoniak-Betankung ist Teil des europäischen Forschungs- und Innovationsprogramms MAGPIE (sustainable MArine Gateway Ports as Interconnected Ecosystems). MAGPIE bringt verschiedene europäische Seehäfen, Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen zusammen, um gemeinsam an innovativen und nachhaltigen Lösungen zu arbeiten. Ziel ist es, grüne Energieversorgung und -nutzung in Häfen zu kombinieren und durch technologische Innovation die Effizienz der Logistik zu steigern.
Das Ammoniak-Pilotprojekt ist eines der zentralen Demonstrationsvorhaben im Rahmen von MAGPIE. Das renommierte Mærsk Mc-Kinney Møller Center for Zero Carbon Shipping ist an diesem Projekt beteiligt und übernimmt die internationale Verbreitung der gewonnenen Erkenntnisse. MAGPIE wird durch das EU-Forschungsprogramm Horizon 2020 gefördert.