BU: Brownfield-Anlagen: Digitalisierung als Schlüssel zur Zukunftssicherung. Foto: COPA-DATA Deutschland
Produzierende Unternehmen stehen unter Druck, ihre Brownfield-Anlagen wirtschaftlich und zukunftssicher zu betreiben. Retrofit-Strategien mit Fokus auf Konnektivität, Predictive Maintenance, Cyber-Security und Energieeffizienz bieten dabei große Potenziale. Digitalisierung erschließt neue Wertschöpfung durch modulare Services und Datennutzung. Ziel ist eine nachhaltige, sichere und leistungsfähige Industrieproduktion.
Seit mehr als einem Jahrzehnt verzeichnen produzierende Unternehmen in Deutschland erhebliche Nettoabflüsse bei Direktinvestitionen. Die Folge: Produktionsanlagen müssen deutlich längere Laufzeiten leisten. Doch genau das birgt erhebliche Risiken für die Wettbewerbsfähigkeit. Betreiber älterer Brownfield-Anlagen stehen unter hohem Druck, mit der Effizienz moderner Produktionsstätten Schritt zu halten – sowohl in puncto Produktivität als auch hinsichtlich Nachhaltigkeit, IT-Sicherheit und technologischer Anschlussfähigkeit. Zusätzlich verstärken der demografische Wandel, strengere regulatorische Anforderungen und neue Cyber-Security-Richtlinien den Transformationsdruck.
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Strategisches Retrofit: Vier zentrale Säulen für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit
Um den Herausforderungen der Bestandsmodernisierung zu begegnen, sind durchdachte Retrofit-Strategien gefragt. Diese basieren idealerweise auf vier miteinander verknüpften Säulen:
1. Wertschöpfung steigern durch Konnektivität und modulare Services
Eine zukunftsorientierte Brownfield-Strategie muss über die reine Produktion hinausdenken. Entscheidend ist es, die vorhandene Anlagentechnik so aufzurüsten, dass zusätzliche digitale Services integriert und neue Wertschöpfungsquellen erschlossen werden können. Vernetzung, Interoperabilität und modulare Systemarchitekturen spielen dabei eine zentrale Rolle.
„Wertschöpfung entsteht im Zuge der Digitalisierung nicht nur durch zusätzliche Produkte oder Dienste, sondern auch ganz wesentlich durch deren Vernetzung und Modularisierung. Zur Steigerung der ökonomischen Effektivität und Effizienz ist es wichtig, alle Möglichkeiten der nachträglichen oder ergänzenden Digitalisierung von Bestandsindustrie zu nutzen. Es geht also bei der Brownfield-Digitalisierung nicht unbedingt nur darum, alte durch neue Maschinen zu ersetzen, sondern die vorhandenen Wertschöpfungspotenziale der Vernetzung auch im Brownfield-Bereich zu erschließen”, sagt Jürgen Schrödel, Geschäftsführer von COPA-DATA Deutschland.
2. Produktionssicherheit durch vorausschauende Wartung gewährleisten
Mit zunehmendem Anlagenalter steigen die Risiken ungeplanter Stillstände und Reparaturkosten. Gleichzeitig verursachen zu frühe Wartungsmaßnahmen unnötige Ausgaben. Die Lösung: eine datenbasierte Instandhaltungsstrategie mit Predictive-Maintenance-Ansätzen. Mithilfe von Advanced Analytics und Big-Data-Technologien lassen sich historische Betriebsdaten analysieren, um zuverlässige Prognosen für Verschleiß und Ausfälle zu erstellen. So können Wartungsintervalle optimal geplant und Ausfallzeiten minimiert werden.
3. Cyber-Security in Brownfield-Umgebungen proaktiv stärken
Die fortschreitende Digitalisierung und Vernetzung industrieller Systeme erhöht die Angriffsflächen für Cyberbedrohungen – insbesondere bei älteren Anlagen mit veralteter Softwareinfrastruktur. Die neue EU-Richtlinie zur Cybersicherheit (NIS2) verschärft die Anforderungen an Schutzmechanismen für IT und OT.
„Viele Unternehmen zögern die Migration hinaus, um Aufwand zu vermeiden. Das ist allerdings zu kurz gedacht. Wer veraltete Anlagen nicht auf die neuesten Sicherheitsstandards bringt, geht ein hohes Risiko ein, Ziel eines Cyber-Angriffs zu werden”, sagt Jürgen Schrödel.
Eine moderne Industrieautomatisierungslösung wie zenon lässt sich effizient in bestehende Sicherheitsarchitekturen integrieren – für schnelle Anpassungen ohne tiefgreifende Umbaumaßnahmen.
4. Dekarbonisierung durch digitale Energieeffizienz realisieren
Nachhaltigkeit ist nicht nur ein regulatorischer Imperativ, sondern zunehmend auch ein geschäftskritischer Erfolgsfaktor. Während ältere Anlagen oft einen höheren Energieverbrauch aufweisen, bieten sie gleichzeitig Potenzial für Einsparungen – insbesondere durch digitale Verbrauchsanalyse und gezielte Optimierung. Voraussetzung ist eine durchgängige und präzise Erfassung aller Energieströme. Erst auf dieser Basis lassen sich CO₂-Emissionen messbar reduzieren und Maßnahmen zur Dekarbonisierung systematisch umsetzen.
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Fazit: Wer in Brownfield-Anlagen investiert, sollte nicht nur auf Standzeitverlängerung setzen, sondern ganzheitlich denken. Retrofit, Digitalisierung und sektorübergreifende Kooperationen sind die entscheidenden Hebel, um die Zukunftsfähigkeit industrieller Infrastrukturen langfristig zu sichern.