BU: Auf der BVL Supply Chain CX in Berlin präsentierten die Autoren erste Ergebnisse der Studie. Foto: BVL/Christian Lietzmann
Die Logistik Trends 2025 stehen klar im Zeichen der digitalen Transformation. Die aktuelle Studie „Trends und Strategien in Logistik und Supply Chain-Management“ der Bundesvereinigung Logistik (BVL) zeigt, dass Cybersicherheit und Digitalisierung auch in diesem Jahr die wichtigsten Themen der Branche sind. Neu hinzugekommen sind Kostendruck, Automatisierung und Business Analytics, die stark an Bedeutung gewinnen.
Auf der BVL Supply Chain CX in Berlin präsentierten die Autoren erste Ergebnisse der Studie. Diese zeigen: Viele Unternehmen setzen derzeit stärker auf kurzfristige Effizienzsteigerung als auf langfristige Transformationsziele.
Veränderte Prioritäten: Automatisierung und KI auf dem Vormarsch
Der Vorstandsvorsitzende der BVL, Kai Althoff, sieht die Branche mitten in einem grundlegenden Wandel. Er betonte, dass insbesondere Automatisierung und Künstliche Intelligenz deutlich an Relevanz gewonnen haben. „Deutlich aufgestiegen in der Relevanz sind die Themen Automatisierung und künstliche Intelligenz, was zeigt, dass die digitale Transformation in vollem Gange ist und aktuell und in den nächsten Jahren das übergreifende Thema sein wird“, sagte Althoff.
Zugleich wies er darauf hin, dass der Fachkräftemangel und die Nachhaltigkeit an Bedeutung verloren hätten – ein Effekt der aktuellen wirtschaftlichen Situation und des politischen Umfelds. Diese Entwicklung sei jedoch nicht endgültig, so Althoff weiter, sondern werde sich bei veränderten Rahmenbedingungen wieder umkehren: „Das spiegelt zum einen die aktuelle wirtschaftliche Lage und zum anderen den veränderten gesellschaftlichen und politischen Fokus wider, wobei damit zu rechnen ist, dass beide Themen bei veränderten Rahmenparametern schnell wieder an Bedeutung gewinnen werden.“
Die Rangliste verdeutlicht die Dynamik: Automatisierung belegt nun Platz 4, Business Analytics Platz 5, während Künstliche Intelligenz von Rang 19 auf Rang 12 vorrückt. Nachhaltigkeit fällt auf Rang 16 zurück, Personalmangel auf Rang 15.

Nachhaltigkeit: Umsetzung besser, Priorität geringer
Auch wenn Nachhaltigkeit im Ranking zurückfällt, zeigt die Studie, dass viele Unternehmen in diesem Bereich Fortschritte machen. 62 Prozent der Befragten sehen Nachhaltigkeit weiterhin als Wettbewerbsfaktor, das sind zwar sechs Prozentpunkte weniger als 2023, aber 80 Prozent haben sich inzwischen konkrete Ziele zur CO₂-Reduzierung gesetzt – ein deutliches Plus gegenüber der letzten Erhebung.
Der Anteil der Unternehmen mit einem hohen Umsetzungsstand steigt von 20,3 auf 28,2 Prozent.
Dazu erklärte Kai Althoff, dass die geringere Priorität auf die wirtschaftliche Lage zurückzuführen sei, da Investitionen in Nachhaltigkeit häufig verschoben würden. Gleichzeitig habe die Studie gezeigt, dass viele Unternehmen messbare Fortschritte erzielen: „Die Nachhaltigkeitsthemen haben aktuell eine geringere Priorität in der Gesellschaft und in der Wirtschaft, auch dies ist typisch für die aktuelle wirtschaftliche Lage, denn Entwicklungen in diesem Bereich erfordern Investitionen. Darüber hinaus zeigen die Daten, dass viele Unternehmen in ihrer Transformation immer besser werden. Die meisten haben sich inzwischen ambitionierte Emissionsziele gesetzt, die sie nun auch erreichen müssen.“
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Logistik Trends 2025: Digitalisierung bleibt Leitmotiv
Die digitale Transformation bleibt laut Studie das zentrale Handlungsfeld der Logistik Trends 2025. Besonders weit fortgeschritten sind Unternehmen beim mobilen Datenzugriff, bei Descriptive und Predictive Analytics, in der Sensorik und bei der Robotic Process Automation (RPA). Technologien wie 3D-Druck und Blockchain spielen dagegen eine geringere Rolle.
Künstliche Intelligenz gilt als wichtigste Zukunftstechnologie: 68 Prozent der Unternehmen planen, sie in den nächsten fünf Jahren einzuführen oder zu skalieren. Als größte Herausforderung nennen 54 Prozent die mangelnde Verfügbarkeit und Qualität von Daten.
Althoff ordnete die Situation ein. Er sagte, dass der wahrgenommene Fortschritt der Digitalisierung hinter den Erwartungen zurückbleibe, obwohl massiv investiert werde: „Der Umsetzungsgrad der Transformation bei der Digitalisierung ist kaum gestiegen. Das hängt mit der rasanten Entwicklung der Möglichkeiten und Anforderungen in diesen Bereich zusammen. Hierdurch entsteht die Wahrnehmung, dass die relative Umsetzung in dem Thema nicht stark gestiegen ist – trotz sehr großer Investitionen.“
Diese Einschätzung verdeutlicht: Digitalisierung ist ein fortlaufender Prozess, kein abgeschlossenes Projekt.
Politische Rahmenbedingungen: Wunsch nach stärkerer Vertretung
Ein weiteres zentrales Ergebnis betrifft das Verhältnis zwischen Logistikbranche und Politik. Nur sechs Prozent der befragten Unternehmen glauben, dass Logistik und Supply Chain-Management in der Politik angemessen vertreten sind. 60 Prozent widersprechen dieser Aussage, 34 Prozent bleiben unentschieden.
Kai Althoff machte deutlich, dass die politische Unterstützung entscheidend sei: „Die Einschätzung der Logistikweisen für den Wirtschaftsbereich Logistik gilt auch für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung: Wie sich Deutschland wirtschaftlich in den nächsten Jahren entwickelt, hängt nicht nur von geopolitischen Entwicklungen, sondern auch maßgeblich von der deutschen und europäischen Politik ab.“
Er betonte weiter, dass Unternehmen und Verbände den Dialog mit der Politik intensivieren müssten, um zentrale Anliegen stärker zu platzieren. Zu den wichtigsten Themen zählen laut Studie der Ausbau der Infrastruktur, Bürokratieabbau und Digitalisierung, aber auch Energiewende und Fachkräftemigration. Althoff verwies darauf, dass bereits viele Forderungen Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden hätten. Dennoch gebe es Nachholbedarf, etwa beim Strompreis und bei konkreten Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung: „Insgesamt ist der Rahmen für die notwendigen Maßnahmen geschaffen – jetzt kommt es auf eine schnelle und konsequente Umsetzung an.“
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Fazit: Zwischen Effizienz und Transformation
Die Logistik Trends 2025 spiegeln eine Branche im Umbruch. Digitalisierung, Cybersicherheit und Automatisierung dominieren, während Nachhaltigkeit und Fachkräftemangel temporär an Bedeutung verlieren. Die Studie der BVL zeigt eine Wirtschaft, die auf Stabilität und Kostenkontrolle fokussiert ist – zugleich aber an ihrer langfristigen Transformation arbeitet.
Für Entscheiderinnen und Entscheider in Logistik und Supply Chain-Management bleibt klar: Wer seine Datenkompetenz ausbaut, Prozesse automatisiert und Digitalisierung strategisch denkt, wird auch in einem schwierigen Umfeld zukunftsfähig bleiben.




