BU: Die ELVIS AG warnt vor knappem Laderaum und hohen Preisen, die aufgrund mangelnder Reserven nicht ausgeglichen werden können. Foto: ELVIS AG

Die ELVIS AG zieht für Q4 2024 eine kritische Bilanz: Die Wirtschaft stagniert, die Transportbranche steht unter Druck und Fuhrparks schrumpfen weiter. Während der Handel den Markt stabilisiert, führen Mautausweitungen zu verzerrten Vergleichszahlen. Kapazitätsengpässe drohen, weshalb Verlader frühzeitig planen sollten.

Die Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (ELVIS) AG zieht eine ernüchternde Bilanz für das vierte Quartal 2024. Trotz stabilisierender Effekte durch den Konsumsektor zeigt sich die Transportbranche weiterhin angespannt. Besonders die Ausweitung der Maut auf kleinere Fahrzeuge verzerrt die Vergleichswerte zur Gesamtfahrleistung. Gleichzeitig bleibt die Reduzierung der Fuhrparks ein Problem – mit möglichen Kapazitätsengpässen und steigenden Preisen bei leicht anziehender Nachfrage. Verlader sollten daher frühzeitig mit Logistikdienstleistern in den Dialog treten, um Engpässe in saisonalen Hochphasen zu vermeiden.

Schwaches Wirtschaftswachstum und Probleme in der Industrieproduktion

Die wirtschaftliche Entwicklung stagnierte 2024 weiter: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank erneut um 0,2 Prozent, womit die deutsche Wirtschaft das zweite Jahr in Folge schrumpfte. Laut ELVIS zeigte sich besonders die Industrieproduktion weiterhin schwach – insbesondere im Automobilsektor. Im Dezember 2024 fiel die Produktion von Kraftwagen und Kraftwagenteilen um 10 Prozent im Vergleich zum Vormonat und um 12,2 Prozent im Jahresvergleich. Eine deutliche Erholung sei laut Prognosen nicht in Sicht.

Handel stabilisiert Transportmarkt – Mautausweitung beeinflusst Fahrleistung

Während das produzierende Gewerbe unter Druck stand, erwies sich der Handel als stabilisierender Faktor für die Logistikbranche. Besonders der Internet- und Versandhandel legte deutlich zu: Im Dezember 2024 stieg der Umsatz um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat und um 15,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Lkw-Maut-Fahrleistung sank im Dezember um 20 Prozent im Vergleich zum November, lag jedoch 3,3 Prozent über dem Vorjahreswert. ELVIS weist darauf hin, dass diese Zahlen durch die Ausweitung der Maut auf Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen verzerrt seien – ohne diese Neuerung hätte der Zuwachs nur 1,6 Prozent betragen.

Optimistische Prognosen trotz schwankender Marktentwicklung

Trotz der anhaltenden Herausforderungen sehen viele Transportunternehmen optimistisch in das Jahr 2025. Laut ifo Konjunkturperspektiven zeigten sich alle drei relevanten Wirtschaftsindikatoren für den Bereich „Güterbeförderung im Straßenverkehr“ im Januar 2025 verbessert. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichneten Geschäftsklima (+35,2 %), Geschäftslage (+17,2 %) und Geschäftserwartungen (+59,1 %) deutliche Zuwächse.
Allerdings zeigt eine Umfrage der ELVIS AG aus dem Februar ein differenziertes Bild: 44 Prozent der befragten Speditionen gaben an, dass sich ihre Geschäftslage in den letzten vier Wochen verschlechtert habe. 48 Prozent erwarten jedoch keine größeren Veränderungen in naher Zukunft.

„Verlader sollten daher frühzeitig mit ihren Logistikdienstleistern in den Dialog treten, um Engpässe in saisonalen Spitzen zu vermeiden.“

Nikolja Grabowski, Vorstand der ELVIS AG

Fuhrparkabbau sorgt für drohende Kapazitätsengpässe

Während sich die allgemeinen Kosten stabil entwickeln – die Großhandelsverkaufspreise stiegen im Januar 2025 im Jahresvergleich lediglich um 0,9 Prozent – bleibt der Anstieg der Personalkosten für Lkw-Fahrer eine Herausforderung. Im dritten Quartal 2024 lagen die Löhne 6,6 Prozent über dem Vorjahresniveau.
Besonders problematisch ist laut ELVIS der kontinuierliche Rückgang der Fuhrparks. Experten gehen von einer Reduktion um 5 bis 10 Prozent aus. „Das bevorstehende Frühjahrsgeschäft wird die Transportkapazitäten stark fordern. Zuvor konnten Nachfrageschwankungen durch Reserve-Lkw und zusätzliche Fahrer ausgleichen werden – diese Puffer sind nun jedoch weitgehend abgebaut und kurzfristig nicht wieder verfügbar“, erklärt Nikolja Grabowski, Vorstand der ELVIS AG. Verlader sollten daher frühzeitig mit Logistikpartnern zusammenarbeiten, um Engpässe in Hochphasen zu vermeiden.