BU: Durch die Folie, die das Produkt fest umspannt, lässt sich auch Zerbrechliches so fixieren, dass keine direkten Berührungspunkte mit der Umverpackung entstehen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Füllmaterialien ist damit kein nachträgliches Verrutschen möglich. Foto: Sealed Air Corporation
Beim Versand von Waren stehen Unternehmen zunehmend vor der Herausforderung, nachhaltige Verpackungslösungen zu finden, die gleichzeitig einen zuverlässigen Schutz bieten. Membranverpackungen können eine innovative Alternative zu herkömmlichen Verpackungsmethoden darstellen. Christian Albert, Produktmanager für Füllen und Polstern bei Antalis Verpackungen GmbH, erläutert, welche Vorteile diese Technologie bietet und wie sie die Verpackungsbranche verändern kann.
Der KEP-Markt (Kurier-, Express- und Paketdienste) ist in den letzten zehn Jahren um rund ein Drittel gewachsen 1. Der steigende Onlinehandel hat vor allem den Anteil der B2C-Sendungen erhöht, die inzwischen 72 Prozent des nationalen Paketmarktes ausmachen. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) hat in einer aktuellen Studie berechnet, dass allein die nationalen B2C-Pakete jährlich 1,7 Millionen Tonnen CO2e verursachen 2. Dies macht deutlich, dass umweltfreundliche Verpackungslösungen und optimierte Versandprozesse dringend erforderlich sind.
Nachhaltigkeitspotenziale in der Verpackungsindustrie
Laut einer vom Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) in Auftrag gegebenen ISI-Studie gibt es mehrere Hebel zur Verbesserung der Umweltbilanz im Versand. Neben Maßnahmen zur Reduzierung der Retourenquote, zur Elektrifizierung der letzten Meile und zur Routenoptimierung spielt auch die Minimierung von Leerraum in Versandkartons eine entscheidende Rolle. Laut der Studie könnten passgenauere Versandkartonagen bis zu 53 Kilotonnen Verpackungsmaterial einsparen – ein erheblicher Beitrag zur Reduzierung von Ressourcenverbrauch und Abfallaufkommen. Besonders die geplante EU-Verpackungsverordnung (EU-VerpackV, Artikel 21) nimmt diesen Aspekt in den Fokus und fordert eine Reduzierung des Verpackungsvolumens.
Herausforderungen der neuen Verpackungsverordnung
Die OeNO-Studie zeigt jedoch auch potenzielle Nachteile der neuen Verordnung auf. So könnte das pauschale Limit von 50 Prozent Leerraumverhältnis dazu führen, dass einige Verpackungsarten ineffizienter werden. Unregelmäßig geformte Produkte wie Hockeyschläger oder Bälle, aber auch Behälter wie Eimer oder Schalen, müssten möglicherweise zusätzlich verpackt werden. Bei empfindlichen Produkten könnte eine zu starke Reduzierung des Füllmaterials dazu führen, dass der Schutz nicht mehr ausreichend ist, was wiederum zu höheren Reklamationsquoten und steigenden Umweltbelastungen durch Rücksendungen führt.
Herausforderungen für kleine Händler im Verpackungsmanagement
Kleinere Unternehmen stehen vor besonderen Herausforderungen, wenn es darum geht, Verpackungen optimal an ihre Produkte anzupassen. Die Lagerung mehrerer Verpackungsgrößen ist oft nicht praktikabel, und moderne Maschinen zur individuellen Kartonherstellung lohnen sich wirtschaftlich meist erst für größere Versandvolumen. Eine mögliche Lösung stellt die Membranverpackung dar, die ohne Füllmaterial auskommt und dennoch einen sicheren Schutz bietet.
Membranverpackungen als Alternative zu herkömmlichen Verpackungsmaterialien
Membranverpackungen nutzen eine flexible Folie, die das Produkt sicher fixiert und Stöße absorbiert. Dadurch entfällt die Notwendigkeit von klassischen Füllmaterialien wie Luftpolsterfolie, Schaumstoff oder Verpackungschips. Anwender können zwischen zwei Varianten wählen: der Membranpolsterverpackung, bei der das Produkt zwischen zwei elastischen Folien „schwebend“ gehalten wird, oder der Fixierverpackung, die das Versandgut mit Spannung fixiert. Beide Varianten bieten einen zuverlässigen Schutz vor äußeren Einflüssen.
Vielseitigkeit und wirtschaftliche Vorteile von Membranverpackungen
Im Gegensatz zu speziell zugeschnittenen Konstruktivverpackungen bieten Membranverpackungen eine hohe Flexibilität, da sie für verschiedene Produkte gleicher Größe genutzt werden können. Dies reduziert die Lagerhaltungskosten und vereinfacht den Verpackungsprozess. Zudem minimiert die universelle Einsetzbarkeit das Risiko von Verpackungsfehlern. Mit über 700 Designvarianten und einer Traglast von bis zu 30 Kilogramm eignen sich Membranverpackungen für zahlreiche Branchen. Spezielle Versionen mit Korrosions-, ESD- oder Oberflächenschutz erweitern das Einsatzspektrum zusätzlich.





Nachhaltigkeitspotenzial und Recyclingfähigkeit von Membranverpackungen
Membranverpackungen bestehen zu mindestens 95 Prozent aus Wellpappe und sind somit als Monomaterial leicht recycelbar. Die Folie kann in den meisten Fällen mit dem Karton entsorgt werden, was den Recyclingprozess vereinfacht. Durch ihre hohe Wiederverwendbarkeit leisten sie einen weiteren Beitrag zur Ressourcenschonung. Für leichtere Produkte bis zu einem Kilogramm gibt es zudem eine zu 100 Prozent papierbasierte Variante, bei der eine Netzstruktur aus Karton die notwendige Flexibilität bietet.
Von Luftpolsterfolie zu Korrvu: Verpackungsinnovationen im Wandel
Die Sealed Air Corporation, die mit der Entwicklung der Luftpolsterfolie im Jahr 1959 bereits Verpackungsgeschichte geschrieben hat, steht auch hinter der Korrvu-Technologie. Diese modernen Membranverpackungen bieten eine umweltfreundliche Alternative zur herkömmlichen Versandverpackung und zeigen, wie nachhaltige Innovationen den Produktschutz und die Effizienz in der Logistik optimieren können.
- 1 Bundesverband Paket- und Expresslogistik e. V. (BPEX), KE-CONSULT Kurte&Esser GbR, 20 Jahre KEP: Dynamik. Tempo. Wachstum, KEP-Studie 2024 – Analyse des Marktes in Deutschland, Berlin, Köln 2024.
- 2 Gotsch, M.; Brauer, C.; Thomann, J.; Reinfandt, N.; Brugger, H., Eberling, E; Niessen, P. (2023): Studie zur Oekologischen Nachhaltigkeit des Onlinehandels in Deutschland (OeNo-Studie). Karlsruhe: Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI.