BU: René Kessler, Senior Consultant AI bei abat. Foto: abat
Die LogiMAT 2025 in Stuttgart bot erneut eine Plattform für zukunftsweisende Technologien in der Intralogistik. Der SAP-Dienstleister abat präsentierte unter dem Motto „KI als Triebfeder der Logistik“ innovative Lösungen, die bestehende SAP-Systeme wie SAP Extended Warehouse Management (EWM) und SAP S/4HANA Transportation Management (TM) durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Logistik (KI) und Robotic Process Automation (RPA) sinnvoll ergänzen und optimieren.
Effizienzsteigerung im Wareneingang durch KI-gestützte Bilderkennung
Künstliche Intelligenz in der Logistik bietet zahlreiche Vorteile und Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung, insbesondere in der automatisierten Warenverarbeitung.
Ein Highlight am Messestand von abat war die Demonstration eines KI-gestützten Wareneingangsprozesses. Hierbei analysiert eine KI ein Bild der eingehenden Waren, erkennt und zählt die Produkte automatisch. Die gewonnenen Daten werden nahtlos im SAP EWM-System verbucht. Dieses Verfahren ermöglicht eine erhebliche Reduktion des manuellen Aufwands und steigert die Effizienz in der Lagerverwaltung.
René Kessler, Senior Consultant AI bei abat, erläutert: „Die Technik ist mittlerweile so weit, dass KI-Funktionalitäten im SAP-Portfolio fest integriert sind. Man nutzt KI, ohne groß darüber nachzudenken – ähnlich wie bei Alexa zu Hause.“
Die Lösung ist sowohl in der Cloud als auch On-Premise umsetzbar und lässt sich flexibel in bestehende SAP EWM-Umgebungen integrieren.
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Natürliche Sprache als Schnittstelle: Integration von LLMs in SAP TM
Ein weiteres zukunftsweisendes Szenario zeigte die Integration von Large Language Models (LLMs) in SAP S/4HANA TM. Durch den Einsatz von KI-gestützten Chatbots können Nutzer Transportmanagementdaten über natürliche Sprache abfragen. Beispielsweise lässt sich die Frage „Sind alle meine Transportaufträge mit dem Ziel München schon geplant?“ in Echtzeit beantworten. Kessler betont: „Wir haben einen Chatbot entwickelt, der mit unseren Daten aus dem SAP-Transportation-Management-System interagieren kann – und das Ganze über natürliche Sprache. Ich muss also kein Experte mehr sein, um mit dem System zu interagieren.“
Diese Anwendung zeigt das Potenzial, wie Sprachmodelle die Bedienbarkeit komplexer Logistiksysteme vereinfachen können.
Multimodale KI: Kombination von Bild- und Sprachverarbeitung
Ein besonders innovativer Ansatz von abat ist die Verbindung von Bild- und Sprachverarbeitung. Durch multimodale LLMs können Nutzer Anweisungen wie „Zähle nur die roten Produkte“ geben, woraufhin die KI die entsprechenden Objekte auf dem Bild identifiziert und zählt. Dazu erklärt René Kessler: „Unsere KI-Modelle sind in der Lage, nicht nur Sprache zu verstehen, sondern auch das auf ein Bild zu beziehen. So kann man das Verständnis zwischen Bild und Sprache herstellen, was an vielen Stellen weiterhelfen kann.“
Diese Technologie ermöglicht eine präzisere und effizientere Verarbeitung von Wareneingängen und Inventuren.
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Automatisierte Inventur mittels Drohnentechnologie
Ein weiteres Praxisbeispiel ist der Einsatz von Drohnen zur automatisierten Inventur. Die Drohne fliegt teilautomatisiert durch das Lager, erfasst Bilder der Bestände, und die KI analysiert diese Aufnahmen, um die Produkte zu zählen. In Testfällen konnte abat eine Einsparung von 80 bis 90 % des manuellen Aufwands feststellen.
Kessler weist jedoch auf gesetzliche Rahmenbedingungen hin: „Der Drohnenflug läuft in unserem gezeigten Beispiel teilautomatisiert. Das liegt unter anderem an den aktuellen gesetzlichen Vorgaben – ich muss den Controller in der Hand halten und die Drohne in Sichtweite behalten.“ Grundsätzlich hängt der Grad der Automatisierung jedoch vom jeweiligen Anwendungsfall und den Gegebenheiten vor Ort ab – durch geeignete Hardware oder alternative Betriebsmodi wäre auch eine weitergehende oder sogar vollständige Automatisierung denkbar. Trotz dieser Einschränkungen zeige das Beispiel das enorme Potenzial von KI und Automatisierung in der Lagerverwaltung.
Künstliche Intelligenz in der Logistik mit SAP
Ein weiteres Anwendungsfeld ist die automatisierte Prüfung von Rohstoffzertifikaten. Traditionell müssen Mitarbeitende regelmäßig umfangreiche Dokumente manuell vergleichen. Durch den Einsatz von LLMs kann die KI eine Voranalyse durchführen und Unterschiede hervorheben, sodass Mitarbeiter nur noch die relevanten Änderungen prüfen müssen. Ein Beispiel hierfür sind Rohstoffzertifikate in der Produktion oder Chemiebranche, etwa Sicherheitsdatenblätter oder Herkunftsnachweise von Chemikalien, die regelmäßig aktualisiert und auf Übereinstimmung mit gesetzlichen Vorgaben oder Lieferantenspezifikationen überprüft werden müssen.
Kessler beschreibt den Nutzen so: „Wir nutzen Large-Language-Models, um eine Voranalyse zu machen, sodass die Mitarbeitenden nicht mehr zwölf mal 50 Seiten pro Rohstoff prüfen müssen, sondern nur noch die Unterschiede sehen.“ Dies führe zu einer erheblichen Zeitersparnis und reduziert die Fehleranfälligkeit.
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KI als integraler Bestandteil moderner Logistiklösungen
Die Beispiele von abat auf der LogiMAT 2025 zeigen eindrucksvoll, wie KI und RPA bestehende SAP-Lösungen sinnvoll ergänzen und optimieren können. Ob durch automatisierte Wareneingänge, sprachgesteuerte Transportmanagementsysteme oder die Kombination von Bild- und Sprachverarbeitung – die Integration von KI in die Logistikprozesse bietet erhebliche Effizienzsteigerungen und erleichtert die Bedienung komplexer Systeme.
SAP-Experte Kessler resümiert: „Im Endeffekt ist es ja auch gar nicht so wichtig, wie die Lösung am Ende heißt, wenn sie funktioniert. Wenn man Herausforderungen regelbasiert lösen kann, sollte man das auch tun. Künstliche Intelligenz ist ein äußerst mächtiges Werkzeug, aber wenn ich nicht unbedingt KI benötige, ist es auch völlig in Ordnung, wenn eine Lösung ohne KI-Komponenten auskommt.“
Mit diesem pragmatischen und gleichzeitig technologisch innovativen Ansatz positioniert sich abat als vertrauenswürdiger Partner für Unternehmen, die ihre SAP-gestützte Logistik durch intelligente Automatisierungslösungen zukunftssicher gestalten wollen.
Einsatz mit Augenmaß
René Kessler betont dabei immer wieder: „Wir haben kein Interesse daran, KI-Lösungen durchzudrücken, wenn es nicht das Beste ist. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Kunden sinnvolle Lösungen zu entwickeln, die funktionieren – unabhängig davon, ob sie auf KI basieren oder nicht.“ Diese Haltung spiegelt sich auch in der Projektpraxis wider: Anwendungsfälle werden systematisch priorisiert, Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit geprüft und stets der konkrete Mehrwert für den Kunden in den Mittelpunkt gestellt.
Kessler weiter: „Früher hat man händeringend nach KI-Anwendungsfällen gesucht, heute hat man sehr schnell viele Ideen. Jetzt geht es darum, herauszufinden, was wirklich reif für die Umsetzung ist – was auch mit wenig Entwicklungsaufwand spürbare Effekte bringt. Diese Low-Hanging Fruits sind oft besonders wertvoll.“
Fazit: KI revolutioniert die Logistik – aber nicht um jeden Preis
Unser Gespräch mit René Kessler auf der LogiMAT 2025 hat eines deutlich gemacht: KI ist längst keine Zukunftsmusik mehr – sie ist Realität und verändert Prozesse in Lager, Transport und Dokumentenmanagement nachhaltig. Doch entscheidend ist die sinnvolle Integration in bestehende Systeme und die Orientierung am tatsächlichen Nutzen.
Mit durchdachten Lösungen wie automatisierter Wareneingang per Bilderkennung, sprachgesteuerten Transportabfragen oder teilautomatisierter Dokumentenprüfung zeigt abat, wie moderne SAP-Umgebungen durch KI intelligenter, effizienter und bedienerfreundlicher werden. Gleichzeitig bewahrt sich das Unternehmen eine wohltuende Bodenständigkeit im Hype-Zeitalter der künstlichen Intelligenz – ein Ansatz, der vor allem eines im Fokus hat: Den realen Mehrwert für Kunden.
„Ob es am Ende KI ist oder nicht – entscheidend ist, dass es funktioniert und den Anwenderinnen und Anwendern wirklich hilft“, bringt es René Kessler auf den Punkt. Ein Satz, der gut zusammenfasst, wie Künstliche Intelligenz zur echten Triebfeder der Logistik werden kann – nicht durch Buzzwords, sondern durch Lösungen, die funktionieren.