BU: Benjamin Hölzle (l.), Director SCM & Logistik bei TMG Consultants, präsentierte die Ergebnisse der Studie auf der BVL Supply Chain CX in Berlin. Foto: Bundesvereinigung Logistik / Thomas Rafalzyk

Das Warehouse Management System (WMS) steht im Zentrum der digitalen Transformation der Logistik. Doch viele Unternehmen nutzen den notwendigen Umstieg von SAP WM nicht als Chance zur Modernisierung, sondern zur Wiederholung alter Strukturen. Das zeigt die neue Studie „Transformation Warehouse-Management-System – Strategische Erfolgsfaktoren und die häufigsten Fallstricke“ der TMG Consultants, die erstmals auf der BVL Supply Chain CX in Berlin vorgestellt wurde.

Die Untersuchung offenbart, dass 95 Prozent der Industrieunternehmen in den kommenden Jahren Automatisierungsprojekte planen. Gleichzeitig setzen viele auf kurzfristige Rollout-Ziele statt auf langfristige Prozessoptimierung – ein Ansatz, der Innovationen später erschwert.

„Die Ablösung von SAP WM ist weit mehr als ein IT-Upgrade – sie ist eine unternehmerische Transformation“, sagt Benjamin Hölzle, Director SCM & Logistik bei TMG Consultants. „Unsere Studie zeigt, dass strategische Weichenstellungen jetzt getroffen werden müssen: Wer Prozesse nicht konsequent optimiert, den Markt zu wenig kennt oder die Systementscheidungen zu kurzfristig auslegt, verbaut sich die eigene Zukunftsfähigkeit. Gleichzeitig eröffnet sich hier die Möglichkeit, intralogistische Exzellenz neu zu definieren und einen echten Wettbewerbsvorteil zu erzielen.“


Warehouse Management System
Benjamin Hölzle, Director SCM & Logistik bei TMG Consultants. Foto: TMG Consultants

SAP WM vor dem Aus – der Druck zur Modernisierung wächst

Mit dem Auslaufen des weit verbreiteten SAP-WM-Moduls stehen viele Betriebe vor einem technologischen Wendepunkt. Laut Studie nutzen 36 Prozent der befragten Unternehmen den bevorstehenden Support-Stopp von SAP R/3 als Hauptauslöser für ein neues WMS-Projekt. Nur ein Viertel der Befragten betrachtet die Umstellung als strategische Gelegenheit, Prozesse zu verbessern und neue Funktionalitäten einzuführen.

Die Folge: Statt Abläufe neu zu denken, bilden Unternehmen ihre bestehenden Strukturen digital nach. So entstehen Systeme, die zwar modern wirken, aber alte Ineffizienzen fortführen – eine vertane Chance für nachhaltige Prozessoptimierung.


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Mangelnde Marktkenntnis und riskante Abhängigkeiten

Mehr als 60 Prozent der Befragten können höchstens drei Anbieter jenseits von SAP nennen. Das zeigt, wie gering die Marktkenntnis in vielen Unternehmen ist. Wer Alternativen nicht kennt, läuft Gefahr, sich frühzeitig an einen Anbieter zu binden – und verliert damit langfristig an Flexibilität.

Diese eingeschränkte Perspektive begünstigt den sogenannten Vendor Lock-in, bei dem spätere Systemwechsel oder Integrationen mit hohen Kosten verbunden sind. Laut TMG ist dies einer der gravierendsten Fehler in WMS-Projekten, da die Wahl der Software über die gesamte Logistikinfrastruktur eines Unternehmens entscheidet.


Warehouse Management System
Die Studie ist kostenfrei zum Download verfügbar: https://www.tmg.com/scm-und-logistik/tmg-studie-transformation-warehouse-management-system

Projektmanagement zwischen Tradition und Transformation

Auch beim Projektmanagement zeigt die Studie deutliche Defizite. Knapp drei Viertel der befragten Unternehmen setzen auf klassische Wasserfallmethoden mit festen Phasen und linearem Ablauf – ein Vorgehen, das in komplexen Digitalisierungsprojekten zunehmend an Grenzen stößt. Nur 22 Prozent der Befragten nutzen moderne Projektmanagement-Tools, die iterative Planung und schnelle Anpassungen ermöglichen.

Diese methodische Lücke führt häufig zu Verzögerungen, insbesondere wenn parallel die Migration auf SAP S/4HANA Ressourcen bindet. Gleichzeitig bleibt das Change Management oft auf technische Schulungen beschränkt: 91 Prozent der Unternehmen führen Trainings durch, doch nur wenige vermitteln die strategischen Hintergründe der Veränderung – ein Hindernis für nachhaltige Akzeptanz.


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Warehouse Management System: Prozesstransparenz als Schwachstelle

Ein weiteres Ergebnis der Studie: 82 Prozent der Unternehmen dokumentieren ihre Logistikprozesse nur teilweise oder lückenhaft. Ohne vollständige Prozesskenntnis fehlt die Grundlage, um Abläufe zu analysieren und gezielt zu optimieren.

So werden ineffiziente Strukturen in neue Systeme übernommen und dort digital verfestigt. Anstatt echte Transformation zu erreichen, entsteht lediglich eine digitale Kopie des alten Systems – mit denselben Problemen in neuer Oberfläche.


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Empfehlungen für eine erfolgreiche Transformation

Um typische Fehler zu vermeiden, empfiehlt TMG einen klaren Fokus auf Prozessanalyse und -optimierung, bevor Systementscheidungen getroffen werden. Erst wenn die eigenen Abläufe verstanden und verbessert sind, sollte die Wahl des Warehouse Management Systems erfolgen.

Darüber hinaus rät TMG zu einem neutralen Marktvergleich und zur Prüfung unterschiedlicher Ansätze – etwa Best-of-Breed– oder Single-Source-Strategien. Eine offene, modulare IT-Architektur ermögliche langfristige Flexibilität und reduziere Abhängigkeiten von einzelnen Anbietern. Auch wenn der Startaufwand etwas höher ist, sichern Unternehmen damit ihre Zukunftsfähigkeit.

Die vollständige Studie steht kostenfrei zum Download bereit: TMG-Studie Transformation Warehouse Management System

Kernaussagen der TMG-Studie im Überblick

  • Brüchiges Fundament: 82 % der Unternehmen haben Lücken in ihrer Prozessdokumentation – ineffiziente Abläufe werden digital zementiert.
  • Gefährliche Komfortzone: Über 60 % kennen höchstens drei WMS-Anbieter jenseits von SAP – Risiko strategischer Abhängigkeit.
  • Kurzsichtige Architektur: 95 % planen Automatisierung, 86 % priorisieren kurzfristige Rollout-Ziele – langfristige Modernisierung bleibt auf der Strecke.
  • Veraltetes Projektmanagement: 73 % setzen auf Wasserfallmethoden, nur 22 % nutzen moderne Tools.
  • Unterschätzter Wandel: 91 % schulen Mitarbeitende technisch, aber kaum strategisch – Change Management bleibt oberflächlich.

Fazit: Zukunftsfähigkeit beginnt mit Transparenz

Das Warehouse Management System ist mehr als ein IT-Tool – es ist der operative Kern moderner Logistik. Die Studie von TMG Consultants zeigt, dass Unternehmen die Chance zur Neugestaltung ihrer Prozesse nutzen müssen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Digitalisierung gelingt nur dort, wo Transparenz, Marktkenntnis und strategischer Weitblick zusammentreffen.