BU: welches Zielbild haben Fachleute aus der Logistik für die humanoide Robotik und wie realistisch ist ihr Einsatz? Und wie weit ist die Branche zum aktuellen Stand? Antworten auf diese Fragen soll eine Marktstudie des Fraunhofer IML geben. Im Rahmen der Studie führt das Institut auch eine Branchenbefragung unter Expertinnen und Experten aus Intralogistik und Robotik durch.
Die humanoide Robotik in der Logistik ist längst keine ferne Vision mehr, sondern Gegenstand konkreter Forschung und Entwicklung. Systeme, die sich auf zwei Beinen bewegen, ihre Umgebung sensorisch erfassen und mit Menschen interagieren, rücken zunehmend in den Fokus logistischer Innovationsstrategien.
Das Fraunhofer IML untersucht im Rahmen einer neuen Marktstudie zur humanoiden Robotik in der Logistik, wie realistisch der Einsatz dieser Technologie in der Logistik ist – und welche Erwartungen, Anforderungen und Zielbilder die Branche formuliert.
Die Studie zielt darauf ab, ein umfassendes Lagebild zu schaffen: Wo steht die humanoide Robotik aktuell, welche Lösungen sind marktreif, und in welchen Anwendungsfeldern könnte sie künftig Mehrwert schaffen?
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Fachbefragung als Schlüssel zur Branchenperspektive
Kern der Untersuchung ist eine Branchenbefragung unter Expertinnen und Experten aus der Intralogistik und Robotik, die derzeit geöffnet ist. Die Befragung ist online zugänglich unter: https://s.fhg.de/studie-humanoide-robotik. Ihre Einschätzungen sollen die wissenschaftlichen Analysen des Fraunhofer IML ergänzen und zu einem praxisnahen Gesamtbild verdichten.
Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welches Zielbild die Logistikbranche für humanoide Systeme hat. Sollen Roboter künftig komplexe Kommissioniertätigkeiten übernehmen, oder werden sie vor allem in unterstützenden Funktionen eingesetzt? Welche Fähigkeiten werden benötigt und welche sind überflüssig?
Die Forscherinnen und Forscher des IML wollen mit der Befragung ein möglichst breites Spektrum an Perspektiven erfassen. Denn je vielfältiger die Einschätzungen, desto realistischer das entstehende Zukunftsbild.
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Humanoide Robotik in der Logistik: Zwischen Fortschritt und Grenzen
Die technischen Möglichkeiten humanoider Robotik entwickeln sich rasant. Systeme können sich zunehmend stabil auf zwei Beinen fortbewegen, lernen durch Erfahrungen und reagieren auf unvorhergesehene Situationen. Fortschritte in Sensorik, Aktorik und maschinellem Lernen führen dazu, dass humanoide Roboter heute sicherer, adaptiver und feinfühliger agieren als je zuvor.
Doch die zentrale Frage bleibt: Welche dieser Fähigkeiten sind für die Logistik tatsächlich relevant? Müssen humanoide Roboter über komplexe Greifhände verfügen, um Paletten, Kartons oder Gebinde zu handhaben? Oder reicht eine Kombination aus standardisierten Werkzeugen und autonomer Bewegungsplanung aus, um reale Aufgaben effizient zu lösen?
Genau diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Studie. Denn die Anforderungen an humanoide Systeme unterscheiden sich je nach Arbeitsumfeld erheblich – vom Lager über das Umschlagzentrum bis zum urbanen Lieferknoten.
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Struktur der Marktstudie: Vier Schwerpunkte im Fokus
Das Fraunhofer IML gliedert die Untersuchung in vier zentrale Themenbereiche, die gemeinsam ein Gesamtbild der Entwicklung ergeben:
- Die Logistik als Bühne für den Einsatz hochautomatisierter Systeme – welche betrieblichen Szenarien sind realistisch und wirtschaftlich umsetzbar?
- Branchenbefragung zum Zielbild im Bereich humanoide Robotik – welche Erwartungen, Chancen und Grenzen sehen Fachleute?
- Marktstudie: Welche Systeme sind auf dem Markt verfügbar? – ein Überblick über aktuelle Lösungen und technologische Reifegrade.
- Wo muss die Reise hingehen? – strategische Perspektiven für Forschung, Wirtschaft und Politik.
Mit dieser Struktur verbindet die Studie quantitative Datenerhebung, Marktanalyse und Experteneinschätzungen zu einem umfassenden Zukunftsbild.
Erste Einblicke: Erwartungen und Herausforderungen
Bereits die ersten Interviews deuten darauf hin, dass in der Branche große Hoffnungen auf Effizienzgewinn, Flexibilität und Mensch-Maschine-Kollaboration liegen. Gleichzeitig zeigt sich, dass die bestehenden Systeme noch nicht in allen Punkten überzeugen.
Die humanoide Robotik steht damit an einem Wendepunkt: Sie gilt als technologischer Hoffnungsträger, ist aber zugleich auf konkrete, anwendungsnahe Entwicklung angewiesen. Die Befragung des Fraunhofer IML soll helfen, diese Lücke zwischen Vision und Wirklichkeit zu schließen.
Mitmachen und Zukunft mitgestalten
Die Beteiligung an der Branchenbefragung ist ab sofort möglich. Eingeladen sind Fachkräfte und Entscheidungsträgerinnen und -träger aus Logistik, Automatisierung, Robotik und Forschung. Ziel ist es, möglichst viele Sichtweisen zu bündeln – von operativen Erfahrungswerten bis zu strategischen Einschätzungen.
In der Einladung zur Studie heißt es: „Welche Hoffnungen verbindet die Logistikbranche mit humanoiden Robotern? Welche einsetzbaren Lösungen sind bereits jetzt auf dem Markt verfügbar? Und wo soll die Reise in Zukunft hingehen?“ Und weiter: „Doch müssen Roboter für den Einsatz in der Logistik etwa feingliedrige Hände besitzen, mit denen sie greifen können? Welche Fähigkeiten sie im Praxiseinsatz für welche Tätigkeiten benötigen und welches Zielbild die Branche verfolgt, sollen die zentralen Erkenntnisse der Marktstudie sein.“
Diese offenen Fragen unterstreichen den explorativen Charakter der Studie: Sie will nicht bestehende Meinungen bestätigen, sondern neue Erkenntnisse über tatsächliche Bedarfe und realistische Einsatzfelder gewinnen.
Ausblick: Zwischen Forschung, Praxis und Vision
Mit der Befragung zur humanoiden Robotik in der Logistik setzt das Fraunhofer IML einen wichtigen Impuls für den Diskurs über die Zukunft automatisierter Systeme. Die Ergebnisse sollen im weiteren Verlauf in eine umfassende Marktstudie einfließen und damit eine fundierte Grundlage für Forschung, Industrie und politische Entscheidungsträger bieten. Damit entsteht ein offenes Forum, das Wissenschaft und Wirtschaft verbindet – und die Frage stellt, wie humanoide Roboter künftig Teil der logistischen Realität werden können.




