BU: Die Benchmark-Analyse untersucht den digitalen Auftritt von 54 Logistikunternehmen und zeigt, wie die Branche bei Transparenz, Technik, Kundenschnittstellen und den Grundlagen für Künstliche Intelligenz aufgestellt ist – und wo es noch deutlichen Handlungsbedarf gibt.

Digitale Logistikstrategie – unter diesem Begriff lässt sich die Entwicklung einordnen, die der Logistik Benchmark 2025 sichtbar macht. 54 führende Logistikunternehmen wurden anhand von mehr als 120 Kriterien untersucht, die Einblick in Transparenz, Dialogfähigkeit und technische Substanz geben sollen. Die Ergebnisse zeichnen ein heterogenes Bild. Die Branche bewegt sich zwar in Richtung digitaler Reife, doch zentrale Segmente bleiben hinter den Anforderungen einer zunehmend datengetriebenen Wertschöpfung zurück.

Die Studie, die team neusta und NetFederation veröffentlicht haben, zeigt klare Unterschiede zwischen einzelnen Marktteilnehmern. Unternehmen wie DHL Group, DB Schenker oder CEVA Logistics erreichen hohe Erfüllungsgrade und setzen Maßstäbe. Ein großer Teil des Marktes bewegt sich jedoch im Bereich zwischen 45 und 60 Prozent. Das untere Ende fällt mit weniger als 30 Prozent deutlich ab und umfasst Anbieter, denen es nicht nur an strategischer Orientierung, sondern vielfach auch an grundlegenden digitalen Standards fehlt.


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Digitale Transparenz als Grundvoraussetzung

Zur digitalen Logistikstrategie gehört zunächst ein Mindestmaß an Offenheit gegenüber Stakeholdern. Hier zeigt der Benchmark Schwächen. Kennzahlen werden nur begrenzt veröffentlicht, und damit bleibt der Blick auf operative oder nachhaltigkeitsbezogene Entwicklungen eingeschränkt. Nur ein Teil der Unternehmen stellt belastbare Informationen bereit, die sich ohne hohen Aufwand nachvollziehen lassen. Der Benchmark verweist darauf, dass weniger als die Hälfte grundlegende Kennzahlen offenlegt. Das erschwert einen systematischen Vergleich und signalisiert, dass viele Unternehmen digitale Transparenz noch immer nicht als strategisches Instrument betrachten.

Nachhaltigkeitsberichte sind zwar häufiger verfügbar, doch oft nur über mehrere Navigationsebenen erreichbar oder schwer auffindbar. Zugleich laufen nur knapp die Hälfte der Internetpräsenzen auf grünem Strom. Der Befund deutet darauf hin, dass Nachhaltigkeit im digitalen Umfeld noch nicht als integraler Bestandteil der Gesamtstrategie wahrgenommen wird.


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Technische Leistungsfähigkeit als Engpass

Eine digitale Logistikstrategie benötigt funktionsfähige technische Grundlagen. Der Benchmark zeigt jedoch deutliche Lücken. Nur ein kleiner Anteil der Unternehmen erreicht gute mobile Ladezeiten. In einer Zeit, in der Nutzererwartungen stark von reibungslosen Online-Erlebnissen geprägt sind, bleibt das ein gravierender Nachteil. Gleiches gilt für Barrierefreiheit. Obwohl sie rechtlich und funktional zunehmend wichtig wird, erfüllt nur ein Teil der untersuchten Unternehmen entsprechende Standards.

Die technischen Defizite verdeutlichen, dass digitale Weiterentwicklung oft punktuell erfolgt, statt auf einer konsistenten Zielarchitektur aufzusetzen. Webauftritte, Self-Service-Portale oder APIs für Kundensysteme bilden keinen kohärenten digitalen Raum, sondern wirken häufig wie getrennte „Inseln“.

Kundenschnittstellen im Spannungsfeld zwischen Präsenz und Strategie

Fast alle untersuchten Unternehmen sind in sozialen Medien aktiv. Dieser Befund zeigt zwar eine hohe Präsenzbereitschaft, doch nur ein kleiner Teil bindet diese Kanäle strategisch in ihre digitale Logistikstrategie ein. Die Interaktion bleibt daher häufig reaktiv. Self-Service-Portale sind weit verbreitet, aber bei erweiterten Funktionen zeigt sich ein deutlicher Rückstand. Die digitale Kundenschnittstelle ist damit zwar vorhanden, aber selten auf ein hohes Maß an Interaktivität oder Automatisierung ausgelegt.

Die Herausforderung einer fehlenden AI-Readiness

Besonders deutlich zeigt die Studie die Lücke beim Thema künstliche Intelligenz. Thorsten Greiten, Geschäftsführer von NetFederation, formuliert hierzu: „Wir sehen eine Branche im Umbruch: Fast alle Unternehmen nutzen digitale Kanäle – doch nur wenige haben daraus eine konsistente Strategie entwickelt. Für die Zukunft wird entscheidend sein, echte ‚AI Readiness‘ zu schaffen: Daten, Technik und Inhalte müssen nahtlos zusammenspielen, um maschinenlesbar zu werden und Wert zu stiften.“

Damit wird ein Problem sichtbar, das über einzelne technische Details hinausweist. Eine digitale Logistikstrategie endet nicht bei der Modernisierung von Webseiten oder Self-Service-Portalen. Sie legt die Grundlage dafür, dass KI-Systeme Daten interpretieren können. Barrierearme Inhalte, strukturierte Daten und technisch saubere Schnittstellen sind dafür Voraussetzungen. Doch laut Benchmark erfüllt nicht einmal die Hälfte der Unternehmen diese Basisanforderungen.


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Strategische Orientierung als Wettbewerbsfaktor

Heiko Müller von team neusta ordnet die Ergebnisse ähnlich ein: „Der Benchmark zeigt, dass viele Logistiker den digitalen Wandel bereits gestartet haben und auch mittendrin sind. Dennoch sind Technologieintegration, digitale Barrierefreiheit und nahtlose Kundenschnittstellen weiterhin die zentralen Herausforderungen. Wer hier strategisch in digitale Exzellenz investiert, kann sich deutlich vom Wettbewerb absetzen und innovative Geschäftsmodelle erfolgreich umsetzen.“

Seine Einschätzung unterstreicht, dass digitale Maßnahmen ohne klare Strategie nur begrenzte Wirkung entfalten. Der Benchmark verweist darauf, dass Unternehmen, die eine kohärente digitale Logistikstrategie verfolgen, messbar vorankommen.

Ein Ausblick auf die nächsten Schritte

Der Logistik Benchmark 2025 zeigt damit deutlich, wo die Branche Fortschritte erzielt hat und wo grundlegende Aufgaben warten. Für viele Unternehmen besteht die Herausforderung darin, die Fragmentierung ihrer digitalen Aktivitäten zu überwinden und zu einer durchgängigen Strategie zu gelangen. Transparenz, technische Substanz, digitale Kundenschnittstellen und AI-Readiness sind zentrale Elemente, die künftig enger miteinander verknüpft werden müssen.

Der Benchmark versteht sich deshalb nicht als reine Bestandsaufnahme. Er liefert Unternehmen konkrete Hinweise darauf, wie sie ihre Digitalstrategie schärfen können, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.