BU: Michael Ruchty, Messeleiter LogiMAT, EUROEXPO Messe- und Kongress-GmbH, München. Foto: EUROEXPO

Herr Ruchty, unter dem Motto „Passion for Details“ präsentiert die nächste LogiMAT wieder Intralogistik Trends 2026. Inwieweit sehen Sie das Augenmerk der Messe stärker auf kleinen, feinen Systemmerkmalen – und wie spiegelt sich das konkret in der Hallenstruktur und den Ausstellerkonzepten wider?

Ruchty: Mit dem diesjährigen Claim führen wir das Motto des vergangenen Jahres, „Passion for Solutions“, fort. Der Hintergrund ist eindeutig: Um intralogistische Prozesse einzigartig und hocheffizient zu machen, sind oftmals auch nicht nur bahnbrechende Innovationen, sondern jene oft unscheinbaren, aber wirkungsvollen Features im Einsatz, die den Anwendern im Alltag einen echten Mehrwert bieten und auf dem ersten Blick gar nicht erkannt werden. Mit dem aktuellen Motto wollen wir die Aussteller bewegen, diese Details ihrer Entwicklungen in den Fokus zu rücken und den Fachbesuchern damit neue Einblicke und Erkenntnisse zu geben.


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Die Intralogistik steht zunehmend unter dem Einfluss von Automatisierung, künstlicher Intelligenz (KI) und digitalen Assistenzsystemen. Welche konkreten Schwerpunkte setzen Sie auf der LogiMAT 2026, um diesen Themen gerecht zu werden? Und wie messen Sie den Reifegrad solcher Technologien bei den Ausstellern?

Ruchty: Tatsächlich erleben wir gegenwärtig offenbar einen Paradigmenwechsel in der Intralogistik. Die Automatisierungsoptionen scheinen mit den aktuellen Systementwicklungen weitgehend ausgereizt. Die aktuelle Neuentwicklungen gehören auf der LogiMAT zum Portfolio der Aussteller aller Branchensegmente. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung gewinnt die Unterstützung durch Künstliche Intelligenz (KI) zunehmend an Bedeutung. Sie reduziert beispielsweise Analyse- und Steuerungsaufwände, optimiert Transportwege und beschleunigt Abläufe. Auch das wird von den LogiMAT-Ausstellern in allen Hallen demonstriert. Mit dem steigenden Einsatz mobiler Roboter gewinnen diese Systeme zudem an Akzeptanz und bei den Sicherheitskonzepten.

Parallel dazu beginnen Robotik und digitale Assistenzsysteme mit der KI zu verschmelzen – sprich: Das Thema humanoide Robotik rückt als nächster, zeitnaher Entwicklungsschritt in den Fokus von Herstellern und Anwendern. Für die Nutzung sind noch rechtliche und Sicherheitsfragen zu klären. Überdies sind wirtschaftliche Aufgabenbereiche zu definieren. Aber das wird nicht mehr allzu viel Zeit benötigen. Als Vorreiterplattform widmet die LogiMAT humanoider Robotik bereits besondere Aufmerksamkeit. So beschäftigt sich etwa das Fraunhofer IML mit den entsprechenden Grundlagen und wird auf der LogiMAT eine Studie zum Thema veröffentlichen. Zudem diskutiert Institutsleiterin Prof. Dr.-Ing. Alice Kirchheim in einem Expert Forum des Rahmenprogramms mit ihren Gästen aktuelle Entwicklungen im Bereich humanoide Robotik. Auch als Eyecatcher werden humanoide Roboter auf der LogiMAT vereinzelt bereits zu sehen sein.

Bei der LogiMAT spielen sowohl etablierte Industriebetriebe als auch innovative Start-ups eine Rolle. Welche Veränderungen haben Sie beim Aussteller- bzw. Besucherprofil für die Ausgabe 2026 registriert? Welche Zielgruppen möchten Sie verstärkt erreichen?

Ruchty: Diesbezüglich haben wir keine grundlegenden Änderungen vorgenommen. Die LogiMAT ist Branchentreff und Präsentationsplattform des aktuellen Produktspektrums für effiziente Intralogistik. Damit sprechen wir per se innovative Aussteller wie auch das interessierte Fachpublikum mit Investitionsvorhaben an. Wir haben in den vergangenen Jahren allerdings begonnen, mit speziellen Aktionen im Rahmenprogramm der Messe Nachwuchskräfte und Seiteneinsteiger für die Logistik zu begeistern und Start-ups zu fördern. Diese Angebote werden wir unter anderem mit dem Carrier Day am dritten Messetag und den Young Innovators auf dem Messestand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie auf der LogiMAT 2026 weiter ausbauen und fortführen.


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Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema in der Logistik- und Intralogistikbranche. Wie positionieren Sie die LogiMAT 2026 im Hinblick auf Kreislaufwirtschaft, Ressourceneffizienz und nachhaltige Intralogistik-Lösungen? Welche Fragen sollten Aussteller und Besucher Ihrer Meinung nach mitbringen?

Ruchty: Das Thema Nachhaltigkeit ist für die Aussteller verschiedener Branchensegmente ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor. Wenn sie ihren Kunden mit ihren Produkten Energieeinsparungen, Restmüllreduzierung und einen effizienten Ressourceneinsatz bieten, festigen und erweitern sie ihre Marktposition. Auf der LogiMAT 2026 wird dies insbesondere bei den Neuheiten in den Bereichen Steuerungstechnik und der Verpackungstechnik sowie bei den Entwicklungen zur Senkung der Energieverbrauch der Systeme, Stapler und Roboter zu sehen sein. Darüber hinaus sollten Besucher sich unter dem Aspekt Nachhaltigkeit vor ihren Investitionsentscheidungen von den Ausstellern Auskunft über wiederverwendbare Systemkomponenten, Mehrweglösungen und Circular Economy geben lassen.

Die LogiMAT ist inzwischen international aufgestellt – etwa mit Veranstaltungen in Asien oder Indien. Inwiefern planen Sie, das Angebot von LogiMAT 2026 stärker international auszurichten? Welche globalen Entwicklungen fließen in das Konzept der Messe ein?

Ruchty: Die LogiMAT in Stuttgart ist international als die führende Präsentationsplattform der Intralogistikbranche etabliert. Mehr als jeder dritte Aussteller kommt auch 2026 wieder aus dem Ausland – fast jeder zehnte Aussteller aus Asien und Übersee. Rund ein Viertel des Fachpublikums zieht es ebenfalls über die deutschen Außengrenzen nach Stuttgart. Das ist insgesamt ein beachtlicher Internationalisierungsgrad. Es bleibt zunächst bei der bisherigen internationalen Kooperationen mit unserem Partner der Landesmesse GmbH für die LogiMAT in Asien. Weiteres ist gegenwärtig nicht angedacht.


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Die Organisation einer Großmesse wie die LogiMAT stellt vielfältige logistische, technische und personelle Anforderungen. Welche waren die größten operativen Herausforderungen bei der Planung der LogiMAT 2026 – insbesondere vor dem Hintergrund dynamischer globaler Rahmenbedingungen?

Ruchty: Ich hoffe, es klingt nicht allzu platt, aber: für uns ist nach der Messe vor der Messe. Wenn die LogiMAT ihre Tore schließt, beginnt die Arbeit an der nächsten LogiMAT. Mit anderen Worten: Wir sind in der Organisation einerseits ein eingespieltes Team, andererseits an einen flexiblen Umgang mit den sich stets wandelnden Rahmenbedingungen angepasst. Ich kann für 2026 tatsächlich keine außergewöhnlichen Herausforderungen benennen. Ich denke, wir haben wieder alles recht souverän realisieren können.

Live-Demos, Fachforen und praxisnahe Anwenderberichte nehmen zunehmend Raum bei der LogiMAT ein. Wie haben Sie das Format für die LogiMAT 2026 weiterentwickelt, um den konkreten Nutzen für Besucher zu maximieren? Welche Neuerungen dürfen wir hier erwarten?

Ruchty: Als Neuerungen kann ich an dieser Stelle schon einmal auf die zweite Hauptforen-Fläche für die Expert Forums verweisen, die wir neben der bewährten LogiMAT Arena im Atrium 2026 erstmals mit der LogiMAT Arena ICS einrichten. Auf der LogiMAT wird es insgesamt 25 hochgradig besetzte Fachforums geben, in denen Experten aktuelle Fragestellungen erörtern und Tipps zur Optimierung der Intralogistik vermitteln. Darüber hinaus bietet der bereits erwähnte LogiMAT Carrier Day Gelegenheit, Einsteiger und etablierte Unternehmen in Kontakt zu bringen. Ein neues Retrofit-Anwenderforum „Smart Maintenance“ wird über Optionen informieren, die Intralogistikanlangen zukunftsfähig auszurichten und entsprechend zu modernisieren. Und dann bieten vor Ort auch wieder die bewährten Live-Events zu den Themen AutoID-Technologien (Tracking & Tracing Theatre) und Ladungssicherung sowie das Anwenderforum Mobile Robotik Einblicke in aktuelle Trends und geeignete Lösungen.

Welche Entwicklungen zeichnen sich für die Zukunft ab? Wenn Sie einen Blick über 2026 hinaus wagen: Welche großen Entwicklungen in der Intralogistik- und Prozesslogistikbranche sehen Sie, und wie soll die LogiMAT sich positionieren, um künftig eine führende Plattform für diese Entwicklungen zu bleiben?

Ruchty: Wir haben als Messeveranstalter Augen und Ohren im Markt und decken die aktuellen Entwicklungstendenzen mit kontinuierlichen Anpassungen des Rahmen- und Messeprogramms der LogiMAT frühzeitig ab. Zudem bürgen die hohe Nachfrage und das innovative Produktangebot der internationalen Aussteller für die Positionierung als führende Präsentations- und Informationsplattform der Intralogistikbranche. Eines der aktuell wichtigsten Themenfelder habe ich eingangs bereits angesprochen: die humanoide Robotik wird die nächsten großen Entwicklungsschritte markieren.

So hat Elon Musk mit Tesla den „Optimus“-Roboter vorgestellt und investierte Milliarden Euro in seine Entwicklung. Schon 2026 sollen 100.000 Einheiten produziert werden; 2027 bis zu 500.000. Sobald die Serienproduktion erreicht ist, soll der Roboter für 20.000 bis 30.000 Dollar (17.000 bis 26.000 Euro) zu erwerben sein. Im Oktober 2025 hat als weiteres Beispiel das polnische Start-up Clone Robotics einen humanoiden Roboter mit synthetischem Muskelskelett vorgestellt, einen Roboter in biometrischem Design mit fließenden Bewegungen.

Clone Robotics soll inzwischen die Produktion der ersten knapp 300 Roboter aufgenommen haben. Die Einbindung solcher aktuellen Themen in die bereits erwähnten Programmangebote und Forenthemen bieten dem Fachpublikum einen Informationsflow auf Kongressniveau. Das gesamte Messeangebot inklusive der ausgestellten Exponate ermöglicht es den Messebesuchern, sich nach der Messe als First Mover im Markt umzusehen und zu positionieren. Das ist ein enormer wirtschaftlicher Aspekt und Wettbewerbsvorteil – und wird die führende Positionierung der LogiMAT weiterhin prägen.

Herr Ruchty – wir danken Ihnen herzlich für das spannende Gespräch und wünschen Ihnen eine erfolgreiche verlaufende LogiMAT 2026.


Intralogistik Trends 2026
Die LogiMAT in Stuttgart ist international als die führende Präsentationsplattform der Intralogistikbranche etabliert. Mehr als jeder dritte Aussteller kommt auch 2026 wieder aus dem Ausland – fast jeder zehnte Aussteller aus Asien und Übersee. Rund ein Viertel des Fachpublikums zieht es ebenfalls über die deutschen Außengrenzen nach Stuttgart. Foto: EUROEXPO



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