BU: Knapp die Hälfte der Unternehmen überschätzt den eigenen Umsetzungsgrad der neuen EU-Verpackungsverordnung (PPWR). Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Umfrage des Fraunhofer IML, des Softwareentwicklers Logistikbude und der Stiftung Initiative Mehrweg (SIM). Die Umfrage betont jedoch auch die Chancen der Veränderung: Wer jetzt früh handelt, ist nicht nur zukunftssicher aufgestellt, sondern kann sich auch einen Marktvorteil verschaffen. Foto: Fraunhofer IML

Die PPWR Umsetzung in Unternehmen bleibt hinter der eigenen Selbsteinschätzung zurück. Dies zeigt eine gemeinsame Umfrage des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML, des Softwareunternehmens Logistikbude und der Stiftung Initiative Mehrweg (SIM). Knapp die Hälfte der Befragten überschätzt ihren Umsetzungsgrad der neuen EU-Verpackungsverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation, PPWR). Gleichzeitig werden aber auch Chancen sichtbar: Wer frühzeitig handelt, kann nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen, sondern auch Wettbewerbsvorteile erzielen.

Mit der PPWR richtet Europa die Regeln für Verpackungen neu aus. Ab 2030 wird die Verordnung verbindlich – mit weitreichenden Auswirkungen auf Transparenz, Nachverfolgbarkeit und Wiederverwendung entlang der gesamten Lieferkette. „Sie betrifft nicht nur Hersteller und Handel, sondern hat auch direkten Einfluss auf die Logistik. Nachweise, Datenqualität und klare Zuständigkeiten werden unverzichtbar“, erklärt Lukas Lehmann, Mitherausgeber der Umfrage und Teamleiter Verpackungslogistik am Fraunhofer IML.


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Wissensstand als entscheidender Erfolgsfaktor

Die Umfrage zeigt deutliche Lücken bei der PPWR Umsetzung in Unternehmen. Nur jedes zehnte Unternehmen erfüllt aktuell grundlegende Voraussetzungen. Mehr als 70 Prozent wünschen sich praxisnahe Unterstützung – von Leitfäden über persönliche Beratung bis zu Schulungen. Besonders groß ist der Unterschied zwischen Unternehmen mit hohem Wissensstand und solchen mit geringen Kenntnissen: Während Erstere im Durchschnitt einen Umsetzungsgrad von 59 Prozent erreichen, liegen Letztere bei nur 36 Prozent.

Als größte Hürden nennen die Befragten den hohen Zeitaufwand, Unsicherheiten in Bezug auf die Umsetzbarkeit und die erwarteten Kosten. Hinzu kommen operative Herausforderungen wie die Einbindung von Geschäftspartnern und eine unzureichende Datenqualität. Diese Faktoren bremsen die Umsetzung, eröffnen aber auch Ansätze für mehr Effizienz, etwa durch digitale Mehrwegstrategien, robustere Datenflüsse und modernisierte Packmittelprozesse.

„Solange offizielle Leitlinien fehlen, warten viele Unternehmen ab. Aber genau dadurch geht wertvolle Zeit verloren. Unternehmen sollten jetzt die Grundlagen schaffen: saubere Datengrundlagen, klare Verantwortlichkeiten und Transparenz im Verpackungsportfolio. Wer das frühzeitig angeht, kann die PPWR nicht nur erfüllen – sondern daraus echte Vorteile ziehen“, so Lehmann.


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PPWR Umsetzung in Unternehmen auf der FACHPACK 2025

Einblicke in die Ergebnisse und Unterstützungsangebote gibt es auf der europäischen Fachmesse FACHPACK (23.–25. September 2025 in Nürnberg). Dort können Besucherinnen und Besucher an den Ständen der Herausgeber die Inhalte diskutieren und praxisnahe Hilfestellungen erhalten.

Logistikbude und die Stiftung Initiative Mehrweg stellen zudem einen Selbstcheck vor. Unternehmen können sich damit selbst einschätzen und ihre Position mit anderen Marktteilnehmern vergleichen. Grundlage ist der „PPWR-Stimmungsindex Deutsche Wirtschaft 2025“, der auf einer anonymisierten Onlinebefragung von 90 Unternehmen basiert. Befragt wurden Akteure aus Handel, Produktion, Logistik, Verpackung und Pooling.

Der Index kombiniert die Selbsteinschätzung der Unternehmen mit prüfbaren Kriterien wie Zuständigkeiten, Datenlage, dokumentierten Maßnahmen und Mehrwegplänen. Er liefert damit eine Momentaufnahme des Wissensstands und der Umsetzungslage in Deutschland. Unternehmen erhalten klare Orientierungspunkte, wie sie mit wenigen Schritten den Einstieg in die PPWR-konforme Praxis gestalten können.

Stimmen der Herausgeber zur PPWR Umsetzung in Unternehmen

Jens Oldenburg, Geschäftsführer der SIM: „Die PPWR verbindet die beiden wichtigen Themen Stärkung des Binnenmarktes und Green Deal miteinander. Dabei spielen insbesondere Mehrwegsysteme im B2B-Bereich eine zentrale Rolle für die Erreichung der Ziele. Weiterhin gilt es, die erforderlichen Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa aufzuzeigen und bei der Umsetzung mitzuwirken.“

Und Dr. Philipp Hüning, Co-Founder und CEO Logistikbude GmbH, kommentiert: „Wir bei der Logistikbude betrachten die PPWR aus der operativen Praxisperspektive: Die Vorgaben lassen sich nur dann umsetzen, wenn Unternehmen über eine belastbare Datengrundlage zu Verpackungen, Ladungsträgern und Mehrwegprozessen verfügen. Genau an dieser Schnittstelle, Daten, Transparenz und digitale Steuerung, bringen wir unsere Logistikerfahrung ein und zeigen, wie Softwarelösungen regulatorische Anforderungen realistisch und effizient erfüllbar machen.“


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Hintergrund zu den beteiligten Organisationen

Die Stiftung Initiative Mehrweg (SIM) wurde 1996 gegründet. Sie fördert Mehrweg als zentralen Baustein der Kreislaufwirtschaft, initiiert Forschungsprojekte und begleitet Unternehmen, Politik und Gesellschaft bei der Umsetzung von Mehrwegstrategien.

Die Logistikbude wurde 2021 gegründet und digitalisiert das Management von Mehrweg-Assets wie Paletten, Behältern oder Gestellen. Ihre Software ermöglicht die transparente Nachverfolgung in Echtzeit und bietet einen Überblick über Bestände, Bedarfe und Umlaufzeiten.

Das Fraunhofer IML gilt als führend in der ganzheitlichen Logistikforschung. Es entwickelt praxisnahe Lösungen in den Bereichen Materialfluss, Robotik, resiliente Supply Chains und nachhaltige Transformation. Zudem ist es Initiator der Open Logistics Foundation und Teil des Lamarr-Instituts für Maschinelles Lernen.

Fazit zur PPWR Umsetzung in Unternehmen

Die Ergebnisse zeigen nach Ansicht der Studienmacher: Viele Unternehmen haben die PPWR bislang unterschätzt. Zugleich liegen klare Chancen auf dem Tisch. Wer frühzeitig auf Datenqualität, Verantwortlichkeiten und transparente Prozesse setzt, kann die EU-Verpackungsverordnung nicht nur erfüllen, sondern zugleich Wettbewerbsvorteile sichern. Die PPWR Umsetzung in Unternehmen ist damit nicht nur eine regulatorische Pflicht, sondern ein Hebel für strategische Weiterentwicklung.